Wittgendorfer
Persönlichkeiten
Hans Carl Heinrich von Trautzschen (1730-1812)
Carl - so wurde er genannt - wurde am 26. Juni 1730 geboren, nicht in Wittgendorf, wie in der Literatur über ihn immer angegeben wird, sondern in Camburg an der Saale, wo sich die Mutter Johanna Sophie von Trautzschen, geborene von Langenau, mit ihrem Ehemann, dem Wittgendorfer Rittergutsbesitzer Carl Heinrich von Trautzschen, gerade wohl bei Verwandten in der Nähe aufhielten. Da das Kind, das während des Gottesdienstes geboren wurde, sehr schwach war, erhielt es die Nottaufe.
Carl erhielt Unterricht bei dem Wittgendorfer Pfarrer Gottlob Sauppe.
Das überschuldete Wittgendorfer Rittergut wurde 1746/47 versteigert. Aus Mangel an Mitteln trat Carl schon 1745 in den sächsischen Militärdienst ein.
Als er 22 Jahre alt war, legte er ein Stammbuch an, in das sich seine Verwandten und Freunde mit einem Gedicht, einem Spruch, einer Lebensweisheit eintrugen. Unter den ersten waren seine Mutter und sein ehemaliger Lehrer Sauppe, nunmehr Pfarrer in Kayna.
In Carl von Trautzschens Dienstzeit fiel der Siebenjährigen Krieg (1756-1763), ein Krieg Preußens unter Friedrich II. (1740-1786) gegen eine übermächtige Koalition von Österreich, Russland, Frankreich und den meisten zum Deutschen Reich gehörenden Staaten, darunter Sachsen und Bayern. Die Kaiserin Maria Theresia (1740-1780), die nach den beiden Schlesischen Kriegen die wichtige österreichische Provinz Schlesien an Friedrich II. verloren hatte, konnte den Verlust nicht verschmerzen und fand für die angestrebte Wiedereroberung auch die bedeutenden Verbündeten. Carl v. Trautzschens Teilnahme an den Kriegsereignissen lässt sich an seinem Stammbuch und an den nach dem Kriege von ihm veröffentlichten Briefen genau verfolgen. Das Kurfürstentum Sachsen, das seinerzeit, verglichen mit dem heutigen Bundesland, ein doppelt so großes Gebiet einnahm, zwischen Preußen und Böhmen gelegen, war von dem Krieg besonders betroffen. Gleich bei dem überfallartigen Angriff Friedrichs II. auf Sachsen zu Beginn des Krieges wurde Trautzschen, wie die meisten anderen sächsischen Offiziere, bei Pirna gefangen genommen. Die Offiziere wurden zwar aufs Ehrenwort entlassen, konnten sich aber nicht völlig frei bewegen. Im Sommer 1757 hielt sich Trautzschen zusammen mit mehreren anderen Offizieren, die sich in das Stammbuch eintrugen, in Niemeck bei Belzig auf. 1758 gelang ihm offensichtlich die Flucht und er reiste zu seinem Regiment, das seinerzeit in Ungarn stationiert war. Von Ungarn ging es über Wien, Bayern nach Straßburg und mit dem französischen Heer zum Mittelrhein bis nach Andernach. Insgesamt 10 000 Sachsen unter Prinz Xaver, dem zweiten Sohn des Kurfürsten, waren dort dem französischen Heer zugeordnet, das im Westen Deutschlands den Krieg gegen Preußen führte. Dort kämpfte auf der Gegenseite die verbündete Armee aus preußischen und hannoveraner Truppen. Sie stand unter dem Befehl des Prinzen Ferdinand von Braunschweig. Die Sachsen halfen dem französischen Heerführer am 10. Oktober 1758 bei Lutterberg in Westfalen, die mit Preußen verbündeten Hessen zu besiegen, nahmen rühmlichen Anteil an dem Sieg über die Preußen bei Bergen in der Nähe von Frankfurt a. M. am 13. April 1759 und halfen am 1. August 1759 bei Minden nach einer schweren Niederlage als die einzigen, die noch in Ordnung standen, den Rückzug zu decken. Wie seine Briefe ausweisen, war Trautzschen mit den sächsischen Truppen bei all diesen Heerzügen mit dabei. 1760 eroberten die Franzosen Hessen. Prinz Ferdinand beschloss Anfang 1761, die französischen Winterquartiere in Hessen zu überfallen, musste aber der französischen Übermacht weichen. Nach wechselnden Kämpfen drangen die Franzosen über die Weser vor und bedrängten Braunschweig und Wolfenbüttel. Trautzschen berichtete von dort. Gegen Ende des Jahres gewannen die verbündeten Preußen und Hannoveraner aber wieder die Oberhand. Trautzschen war danach in Würzburg. Von dort kehrte er nach Dresden zurück.
Nach dem Siebenjährigen Krieg ließ er sich pensionieren und zog sich nach Ernstthal zurück, das damals zu der Herrschaft Schönburg-Glauchau gehörte. Hier setzte er seine Studien fort und brachte bald auch eigene Arbeiten heraus, als erste 1769 „Militärische und Litterarische Briefe, in denen er u. a. über die Feldzüge während des Siebenjährigen Krieges berichtete, an denen er im Westen Deutschlands auf der französischen Seite teilgenommen hatte. 1771 folgten die „Vermischte Schriften“, die gleichfalls Briefe enthielten.
1772 veröffentlichte er Theaterstücke, denen 1774 ein zweiter Teil folgte.
Seine Stücke wurden von der Kritik, in wohl etwas übertreibender Weise, verrissen. „Herr von Trautzschen muss in seiner Einsamkeit gar keinen Ratgeber haben. Er wagt sich an alles, was ihm einfällt, und lässt alles, was er gewagt hat, drucken. In diesem ganzen dicken Band ist auch nicht eines, das man nur leidlich nennen könnte. Fast alle Gattungen hat er zugleich angetastet. Er gibt uns 1. ein Trauerspiel, ... das nichts als gereimtes Geplaudere enthält, ... möchte er doch mit dem Wittekind , mit dem er uns bedroht, zu Hause bleiben; 2. ein Possenspiel ...; 3. eine weinerliche Komödie; 4. ein Nachspiel; 5. Belisar, ein Drama, das schlechteste der ganzen Sammlung, in Versen, die wie Prosa geschrieben sind“, schreibt ein Kritiker im Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1773.
Nach dem Erscheinen des zweiten Bandes der Theaterstücke die gleiche Kritik (Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1774): „Noch einen zweiten Teil! Und wieder aus allen Gattungen. Sogar mit dem gedrohten Wittekind ist der Verfasser nicht zu Hause geblieben. Gleich schlecht sind ......“ (vier weitere Stücke).
1778 trat Trautzschen wieder in den sächsischen Militärdienst ein. Zuletzt war er Oberst der Infanterie. Er war nicht verheiratet. Er starb am 26.10.1812 in Dresden.
Unter Trautzschens Theaterstücken machte der von der Kritik so gescholtene Belisar nach dem Tode des Verfassers dennoch internationale Theatergeschichte. Belisar, der tüchtige Feldherr (+ 565) des byzantinischen Kaisers Justinian hatte gegen die Perser gekämpft und die Vandalen, die Ostgoten und die Hunnen besiegt. Trotz seiner Verdienste wurde er von seinem Kaiser der Verschwörung beschuldigt. Belisars Schicksal wurde bald von der Sage ausgeschmückt. In der Volksdichtung erschien er als geblendeter Bettler. Dieser Stoff war vom 16. bis 18. Jahrhundert in Europa ein beliebter Gegenstand von Schultheateraufführungen. Im 19. Jahrhundert kam in den südosteuropäischen Ländern, die dem Geschehen des Dramas näher waren und die sich seinerzeit allmählich von dem Osmanischen Reiche lösten, Interesse an der von Trautzschen erstellten Fassung des Stückes auf. Sein Belisar wurde ins Griechische übersetzt und erschien 1844 in Leipzig aus dem Griechschen auch ins Bulgarische übersetzt.
Wittgendorf kommt in Trautzschens Schriften kaum vor. In seinem ersten Brief aus Ernstthal (6. Juni 1764), in dem er rückblickend sein Schicksal beklagt, heißt es: „Und du, o wohltätiges Unglück! ohne welches ich vielleicht ein Sklave des Vorurteils und ein Tor sein würde, nur noch einen Blick will ich auf dich werfen, um durch Erinnerung deiner in einem Zustande glücklich zu sein, worin du mich selbst versetztest. Stets hast du mich verfolgt! In meiner Kindheit schon raubtest du mir durch die Hand der Chikane ein Gut, so meine Väter Jahrhunderte besaßen. Von allem menschlichen Beistande entblößt, führtest du mich alsdenn durch die niedrigsten Stufen des Kriegshandwerks mit einer Menge von Ungemach und Gefahr hindurch ...“.
Carl Garcke wurde 1804 in Bleicherode bei Nordhausen geboren. Sein Vater Friedrich Garcke war dort preußischer Steuereinnehmer. Carl besuchte das Gymnasium in Quedlinburg bis Ende Secunda 1820 und lernte danach eineinhalb Jahre Landwirtschaft bei dem Pächter der Domäne Schlanstedt, Oberamtmann Rabe. Er blieb in Schlanstedt weitere drei Jahre als Verwalter. Danach leistete er den einjährigen Militärdienst bei einem Infanterie-Regiment ab.
Inzwischen hatte sein Vater, der zuletzt Rendant bei dem Hauptzollamt in Zeitz gewesen war, Mitte 1825 aus einer Versteigerung das Rittergut Wittgendorf übernommen, so dass Carl unmittelbar nach dem Militärdienst in Wittgendorf zu wirtschaften beginnen konnte. Infolge langer Verpachtung und wohl geringer Kontrolle durch die Eigentümer war das Gut in einem sehr schlechten Zustand. Es zu verbessern, nahm Carls ganze Kraft in Anspruch.
Carl verheiratete sich 1832 mit Sophie Graeser, der Tochter eines Gutsbesitzers in Prössdorf bei Lucka in Sachsen. Sophie hatte eine schwache Natur. Bald nach dem Tod ihres ersten Kindes starb sie im November 1835 vier Monate nach der Geburt des zweiten Kindes an Auszehrung als Folge der Niederkunft. Das Kind starb gleichfalls bald danach. Carls Verhältnis zu der Familie seiner ersten Frau blieb weiterhin eng. Sein Schwiegerater Jacob Graeser zog um 1844 nach Wittgendorf, wo er im Baronenhaus wohnte. Er starb in Wittgendorf 1864.
Carl verheiratete sich in zweiter Ehe im September 1836 mit Louise Kober, die 1814 im benachbarten Wildenborn geboren war. Carl und Louise hatten neun Kinder, sechs Mädchen und drei Jungen.
Carl wurde 1845 von den Rittergutsbesitzern im Gebiet des ehemaligen Stiftes Naumburg-Zeitz zum Abgeordneten im Provinziallandtag der Provinz Sachsen gewählt. In den folgenden Jahren tagte der Landtag aber nicht. Zum April 1847 berief König Friedrich Wilhelm IV. die Abgeordneten aller Landtage der Provinzen zu einem Vereinigten Landtag nach Berlin ein. Carl gehörte, wie im Provinzial-Landtag, zur Kurie der Ritterschaft. Anders als der König sich vorgestellt hatte, trugen die Verhandlungen des Landtages mit dazu bei, die seinerzeitige politische Krise im Lande zu verstärken. Sie war die Folge eines Gärungsprozesses, der während der dreißiger und vierziger Jahre ganz Deutschland erfasst hatte: den beharrenden Kräften, in Preußen verkörpert durch den König, den „Romantiker auf dem Thron“, von historisch-patriarchalischem, christlich-germanischem und ständischem Denken geprägt, wirkten entgegen die Antriebskräfte für Veränderungen: liberales Gedankengut, Verlangen nach politischer Mitbestimmung, in der Provinz Sachsen eine „Opposition im Talar“ gegen einen religiösen Ständestaat, beginnende Industrialisierung, Revolution des Verkehrs durch Eisenbahn und Dampfschifffahrt. Wirtschaftliche Krisen verstärkten das Streben nach Veränderung. Obwohl der Vereinigte Landtag keine Entscheidungsbefugnisse hatte, wurden seine Verhandlungen in ganz Deutschland lebhaft verfolgt. Hier wurden zum ersten Mal, außerhalb der eigentlichen Befugnisse der Versammlung, von Vertreter aus Gebieten vom Rhein bis Ostpreußen in erregten Debatten Fragen der politischen Verfassung angesprochen. Das Zögern des Königs, die erwiesene politische Ohnmacht der Versammlung erhöhten die Verbitterung im Lande.
Carl war von den Kräften für Veränderung nicht berührt. Er gehörte dem konservativen Lager an. Bei allen Abstimmungen stimmte er wie die Mehrheit seiner Standesgenossen in der Ritterschaft. Die Anträge zur Stärkung der Rechte des Vereinigten Landtags, zur Ostbahn-Anleihe, zur Emanzipation der Juden lehnte er ab.
Für Anfang April 1848 wurde ein zweiter Vereinigter Landtag einberufen, an dem Carl gleichfalls teilnahm. Im März waren aber schon in Berlin und anderen preußischen Städten revolutionäre Unruhen ausgebrochen. Der Vereinigte Landtag hörte auf zu bestehen.
An den ab 1851 wieder in Merseburg tagenden Provinzial-Landtagen der Provinz Sachsen nahm Carl teil.
Carl vertrat als Kreisdeputierter die Landräte in Zeitz vielfach und für lange Zeit. Er führte die Ritterschaftskasse und war Kreis-Feuersocietäts-Direktor.
Auch als landwirtschaftlicher Sachverständiger war Carl anerkannt. Als Anfang der 60er Jahre in Preußen für Steuerzwecke die landwirtschaftlichen Boden- und Wirtschaftsverhältnisse festgestellt werden sollten (Grundsteuerreinertrag), gehörte Carl neben fünf anderen Landwirten der für den Kreis Zeitz gewählten Veranlagungskommission an. Die Kommission bereiste im August und September 1861 den Kreis für elf Tage und verabschiedete eine von einem Sachverständigen entworfene, umfangreiche Kreisbeschreibung und die Aufstellung und Beschreibung der Wertklassen für Ackerland, Wiesen, Gärten und andere Nutzungen. Er gehörte gleichfalls der bei der Regierung in Merseburg für die Angelegenheiten der Separation gebildeten Regulierungskommission an.
1872 kaufte Carl in Zeitz in der Altenburger Straße ein Haus, das die Familie und die unverheiratete Tochter Louise bezogen, als er das Gut 1873 dem ältesten Sohn Curt übergab. In Zeitz konnten er und seine Frau noch lange den Ruhestand genießen. Beide starben in ihrem Zeitzer Haus, ohne vorher krank zu sein, Carl 1888, seine Frau 1897. Carl hinterließ Vermögen im Wert von 63 000 Mark (das bereits verkaufte Gut nicht berücksichtigt).
Carl hatte sich in das Album des Vereinigten Landtags 1847 in Berlin mit dem Spruch eingetragen „Es ist nicht nöthig, dass man bewundert, aber es ist nöthig, dass man gerechtfertigt werde.“ Dieser Spruch kann auch als das Leitmotiv angesehen werden, unter das er sein Leben gestellt hatte.
Curt, der Sohn von Carl Garcke, war wohl kein guter, auf jeden Fall kein angepasster Schüler. Als er acht Jahre alt war (1855), gaben ihn die Eltern zu dem der Familie bekannten Pfarrer Graessner in Crössuln bei Teuchern in der Nähe von Zeitz in Pension. Die Eltern wollten Curt dann auf die bekannte Klosterschule in Pforta bei Naumburg schicken. Er wurde aber nicht angenommen und besuchte von 1860 bis 1865 das Stiftsgymnasium in Zeitz. Nach seinen Erinnerungen war diese Zeit unerfreulich, die Lehrer waren auch nicht qualifiziert. Bis 1866, bis zum Abschluss der Obersekunda (11. Klasse), ging er dann auf das Domgymnasium in Naumburg. Dort herrschte ein freierer, munterer, noblerer Geist.
Im Juni 1866 trat Curt die landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Großhermsdorf bei Borna in Sachsen an und blieb dort bis Michaelis (29.9.) 1868, im letzten Jahr als Verwalter. Daran schloss sich der einjährige Militärdienst an. Er leistete ihn in Zeitz ab.
Als Secondeleutnant nahm er am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Er machte am 30. August 1870 den Sturm auf Beaumont an der Maas in der Nähe von Sedan mit, wo er verwundet wurde. Curt wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Zu der Verwundung kam eine Ansteckung mit der Ruhr. Curt wurde in Zeitz gepflegt, dann war er wieder im Feld in Frankreich und erlebte die Kapitulation von Paris mit. Curt war später Hauptmann
Er übernahm den Wittgendorfer Hof zum 1.Juli 1873 und am 14. Juli heiratete er in Wittgendorf Anna Tienken.
1878 bildete sich in Meußelwitz im benachbarten Sachsen-Altenburg und 1879 in Gera im Fürstentum Reuß (jüngere Linie) jeweils ein Komitee zum Bau einer normalspurigen Eisenbahn von Meußelwitz nach Gera. Die Bahn, die in der Meußelwitzer Gegend gewonnene Braunkohle auf dem kürzesten Wege in die aufstrebende Industriestadt Gera befördern sollte, sollte über Kayna und Wittgendorf führen. Damit eröffnete sich eine deutliche Verbesserung auch für den Absatz der auf den Wittgendorfer Höfen erzeugten Güter und für den Bezug von Rohstoffen wie Kohle und Dünger. Curt Garcke bemühte sich deshalb von Beginn an um den Bahnbau. Er gehörte verschiedenen, im Laufe der Planung gebildeten Komitees an, die den Eisenbahnbau und zu dessen Durchführung die Gründung einer Aktiengesellschaft vorbereiteten. Die ablehnende Haltung betroffener anderer Eisenbahngesellschaften ließ das Projekt jedoch 10 Jahre lang ruhen. Curt Garcke machte dann im April 1894 den entscheidenden Vorschlag. Da in Gera 1892 ein Straßenbahnnetz angelegt worden war, schlug er vor, eine schmalspurige Eisenbahn zu bauen, die im Stadtgebiet die gleichbreiten Gleise der Geraer Straßenbahn mitbenutzen sollte. Dieser Vorschlag wurde – bei anderer Linienführung im Geraer Stadtgebiet als Curt ursprünglich angeregt hatte – verwirklicht. Die Endpunkte waren Wuitz-Mumsdorf bei Meußelwitz und Gera-Pforten. Die Bahn wurde 1901 fertiggestellt. Sie beförderte Personen und Güter.
Curt hatte ein besonderes Interesse am Obstbau. Nördlich des Hofes legte er eine 3,5 ha große Obstanlage an, die als Musteranlage bezeichnet wurde. Einige Jahre nach dem Tode seines Vaters rodete er 1892 das letzte zum Hofe gehörende Waldstück in der Größe von ungefähr 2 ha auf dem Eichberg, einer östlich der Kleinen Schnauder sich erhebenden, recht steilen Anhöhe. Curt ließ die Fläche planieren und Terrassen anlegen und bepflanzte auch sie mit Apfelbäumen.
Die Erweiterung des Obstbaus auf ungefähr 4000 Bäume war für den Hof eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle. Curt wies auch seine Kollegen und auch die Kommunalbehörden auf die Nützlichkeit des Obstbaus hin, die Kreise und Gemeinden wegen der Verpachtung von an den Straßen und Wegen angepflanzten Obstbäumen. In Vorträgen und praktischen Unterweisungen gab er Anregungen für Neupflanzungen. Die große Ausdehnung der Anpflanzungen schon im 19. Jahrhundert im Kreis Zeitz an Straßen und Gemeindewegen und auf Höfen war im Wesentlichen auf seine unermüdliche Tätigkeit zurückzuführen. Während auf 1000 Einwohner im Deutschen Reich 2622 Obstbäume kamen, waren es im Kreis Zeitz fast 5000.
Curt beriet die Rittergutsbesitzer in Wildenborn, Geußnitz und Würchwitz und Hans Schneider in Wildensee und andere bei der Anlage größerer Obstanpflanzungen. Seine Erfahrungen veröffentlichte er 1901 in dem Heft „Der Obstbaum als Straßenbaum“, das 1921 eine zweite Auflage hatte. Als die Leipziger Ökonomische Gesellschaft um 1904 die Preisaufgabe stellte „Von welchen Bedingungen ist die Rentabilität des Obstbaus im Königreich Sachsen abhängig?“, beteiligte sich Curt mit einer Schrift und errang den Preis.
Curt war über 25 Jahre lang Vorsitzender des Obstbauvereins im Elstertal. Von der Gründung der Landwirtschaftskammer ab war er Vorsitzender des Ausschusses für Obst-, Wein- und Gartenbau. Bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft war er Mitglied des Ausschusses für Obst- und Weinbau sowie beratendes Mitglied des Sonderausschusses für Obstbaumdüngung.
Curt übernahm auch viele Ehrenämter allgemeiner Art. Er war 28 Jahre lang Vorsteher des Amtsbezirks Heuckewalde und Standesbeamter, 24 Jahre lang Vorstandsmitglied der Kreissynode, viele Jahre lang Abgeordneter im Kreistag des Kreises Zeitz und mehr als zwei Jahrzehnte Mitglied des Provinzial-Landtags der Provinz Sachsen. Er war auch als landwirtschaftlicher Sachverständiger tätig, insbesondere für die Landschaft der Provinz Sachsen, einen landwirtschaftlichen Kreditverein als Verband von Gutsbesitzern. Die Landschaft ernannte ihn 1911 zum Landschaftsrat. Dem Vorstand der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen gehörte er von 1901 bis 1914 als stellvertretendes Mitglied an. 1918 war er Mitglied.
1901 verlieh ihm der König von Preußen den Titel eines Ökonomierats.
Noch vor der Übergabe des Hofes an den Sohn Johannes trat Curt 1901 in den Dienst des Deutschen Kalisyndikats in Berlin, der Vereinigung der deutschen Kalibergwerke. 1904, nach der Übergabe des Hofes zog er mit seiner Frau nach Zeitz, wo er sich in der Kaiser-Wilhelm-Straße Nr. 66 (heute August-Bebel-Straße) eine Mietwohnung nahm. Er wurde Leiter der in diesem Jahr gegründeten landwirtschaftlichen Auskunftstelle des Syndikats in Zeitz, die für Sachsen, die Provinz Sachsen ohne den Regierungsbezirk Merseburg und die thüringischen Staaten zuständig war. Seine Aufgabe war vor allem, Versuche anzulegen und Vorträge zu halten. Bereits nach zehn Jahren, im Jahr 1911, hatte er 3000 Düngungsversuche angelegt und 500 Vorträge gehalten. Er war deshalb viel auf Reisen. Curt schrieb auch sehr viele Beiträge in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften.
Curt regte an und wirkte maßgeblich darauf hin, dass 1919 in Zeitz eine landwirtschaftliche Schule eingerichtet wurde. Er war Vorsitzender des Schul-Kuratoriums und unterrichtete selbst Obst- und Gemüsebau.
Die Goldene Hochzeit des Ehepaars im Juli 1923 in Zeitz war eine große Familienfeier, auf der vor allem die Enkel vortrugen.
Curt starb am 23. August 1926 in Zeitz. Zu seinem Tode schrieben die Zeitzer Neuesten Nachrichten: „In weiten Kreisen unseres Vaterlandes wird die Kunde von dem Hinscheiden dieses nimmermüden Mannes Trauer und Wehmut auslösen. Vielen ist er ein treuer Berater und Helfer und seinem Berufsstand ein tatkräftiger Vorkämpfer gewesen. In Wort und Schrift wirkte er für die deutsche Landwirtschaft bis zu seinem Lebensende. .. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen nimmermüde und stets hilfreich, aufrichtig und gottesfürchtig, Diener und Führer zugleich.“
Er wurde auf dem neben der Kirche gelegenen Familienfriedhof in Wittgendorf, den er eingerichtet hatte, begraben.
Michael Krüger wurde am 9.12.1943 in Wittgendorf geboren. Seine Mutter Luise Garcke, Tochter von Hans und Else Garcke, geb. Dittrich, und Enkelin von Curt Garcke, hatte sich 1935 mit dem Postassessor Helmut Otto Krüger verheiratet, der während der Kriegsjahre im Postministerium in Berlin tätig war. Wegen der Bombengefahr in Berlin lebte Luise mit den drei Kindern vorübergehend bei ihren Eltern auf dem Hof in Wittgendorf. Dort brachte sie 1943 das vierte Kind zur Welt. Sie blieb auch nach der Enteignung des Hofes und nach der Vertreibung ihrer Eltern in Wittgendorf. 1946 kehrte sie wieder nach Berlin zurück.
Bis für Michael die Schule begann, brachte seine Mutter ihn noch gelegentlich im Sommer zu den Großeltern nach Wildensee in der Nähe von Wittgendorf, bei denen er sich dann auch längere Zeit aufhielt.
Michael Krüger lernte nach dem Abitur in Berlin Verlagskaufmann und Buchdrucker in einem Berliner Verlag und arbeitet danach für drei Jahre in der Buchabteilung des Kaufhauses Harrods in London. 1968 trat er als Lektor in den Carl Hanser Verlag in München ein, 1986 wurde er Leiter des Literarischen Verlages und 1995 auch geschäftsführender Gesellschafter. Er gilt heute als wichtigster deutscher Verleger. „Zum bedeutendsten Verleger seiner Generation wurde er, weil er die bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit um sich scharte und ihnen auf Dauer eine geistige Heimat bot“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus Anlass seines 60. Geburtstags. Seit den 70er Jahren ist Michael mit vielen Gedichtsammlungen an die Öffentlichkeit getreten. Seine reflektierenden Langzeilengedichte kreisen um innere und äußere Erlebnisse, häufig um die zwischenmenschliche Kommunikation. In seinen Erzählungen und Romanen konfrontiert er Intellektuelle – als Ich-Erzähler – mit ungewohnten, verwirrenden Lebensumständen.
Michael hat für sein dichterisches und schriftstellerisches Wirken viele Preise erhalten. Er war u. a. Stipendiat der Villa Massimo in Rom 1982 und erhielt 1984 den Peter Huchel Preis, 2004 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Mehrere Akademien wählten ihn zum Mitglied, u. a. die Akademie der Künste in Berlin und die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München.
Obwohl Michael Krüger nur knapp drei Jahre mit der Mutter und den Geschwistern in Wittgendorf lebte und sich auch danach nicht für lange Zeit in der Nähe aufhielt, hat er für seinen Geburtsort doch immer große Anhänglichkeit gezeigt. In keinem der vielen von ihm herausgebrachten Gedicht- und Romanbände versäumt er herauszustellen: ich wurde in Wittgendorf, Sachsen, geboren.